Dr. Volker Buddrus

 

Übung: Bereiche innerer Wahrnehmung

 

Inhalt

 

 

Aufgabenstellung. 2

 

 

Duale Wahrnehmungen mit Ich-Bezug.. 3

 

Sinnesempfindungen. 3

Empfinden im Körper 3

Sehen. 3

Hören. 3

Riechen. 3

Schmecken. 3

Tasten. 4

Bewegen. 4

 

Denken. 4

Denken. 4

Nachdenken. 4

Erinnern. 4

Einen Gedanken wahrnehmen. 4

Eine Gedankenverbindung wahrnehmen. 4

 

Zeitkontexte. 5

Vergangenheit 5

Zukunft 5

Gegenwart 5

 

Reaktionen auf Wahrnehmungen. 5

Fühlen. 5

Gefühle wahrnehmen. 5

Mit Gefühlen umgehen. 6

Emotionen wahrnehmen. 6

Mit Emotionen umgehen. 6

Bewerten. 6

Beurteilen / Verurteilen. 7

 

Bedürfnisse. 7

Brauchen. 7

Müssen. 7

 

Willen. 7

Wollen. 7

 

Handlungen. 8

Handlungsimpulse. 8

 

Feine Wahrnehmung. 8

Spüren. 8

Intuieren. 8

Bewusstseinsnahes Unbewusstes. 8

Träumen. 8

Wachträumen, luzides Träumen. 8

Doppelsignale. 9

Einschlafen. 9

 

 

Nicht-Duale Wahrnehmungen.. 10

 

Subtile Wahrnehmung. 10

Sein. 10

Gegenwärtigkeit – Präsenz. 10

 

Seinsqualitäten. 10

Freude. 10

Stille. 11

Leere. 11

Kraft 11

Identität 11

Wille. 11

Liebe. 11

Verschmelzende Liebe. 11

Klarheit 11

Führung. 11

 

 

Duale und Nicht-Duale Orientierung.. 12

 

Hier und Jetzt - Gegenwärtigkeit 12

Hier und Jetzt 12

Focus. 12

Seins-Identität 12

 

Der Fluss. 12

Veränderung. 12

Fließen. 12

 

Aufgabenstellung

Wenn Du nach innen gehst, gehst Du auf Entdeckungsreise Deines inneren Kosmos. Hierbei wäre eine Landkarte hilfreich. Jeder innere Kosmos ist jedoch einzigartig. Jede Landkarte zeigt ein anderes Gebiet. Doch das, was wahrgenommen werden kann, ist gleich. Die folgenden Kategorien stellen eine Legende für Landkarten des inneren Bewusstseins dar. Die Kenntnis der Legende ist für jede Karte des Bewusstseins wichtig. Für die Methode der Erkundungen in den inneren Kosmos ist sie unerlässlich.

Denke daran, dass die Eskimos 17 Bezeichnungen für Schnee haben. Wenn ich jetzt einige Dimensionen der Legende beschreibe, so ist dies ein erster Versuch. Vielleicht findest Du noch weitere oder ganz andere Kennzeichnungen. Du wirst besonders bei den subtilen Wahrnehmungen erkennen, dass Dir die Begriffe fehlen. Das geht allen Menschen in unserer Kultur so, denn diese ist fast analphabetisch gegenüber dem inneren Kosmos und daher auch gegenüber der Wahrnehmung.

Zum Einschleifen empfehle ich das laute Kommentieren, wo Du mit Deinem Bewusstsein gerade bist und was Du da wahrnimmst. Hierbei geht es nicht um richtig oder falsch, gut oder böse. Es geht um die klare Feststellung dessen, was gerade ist, unabhängig davon, ob es Dir passt oder nicht. Und nun geht es los.

Duale Wahrnehmungen mit Ich-Bezug

Ich unterscheide zunächst zwischen dualer Wahrnehmung aus der Persönlichkeit und nicht-dualer Wahrnehmung aus dem Sein heraus. Dies ist eine grundlegende Unterscheidung. Es ist zugleich die Unterscheidung zwischen Sein und Ego-gebundener Person, zwischen grober und subtiler Wahrnehmung. Die duale Wahrnehmung ist so „normal“, dass Du sie nicht bewusst wahrnehmen wirst. Aber sie ist vorhanden und wahrnehmbar.

Die normale Weise der Wahrnehmung erfolgt so: Du vollziehst bei jeder Wahrnehmung eine Trennung zwischen Dir und dem Wahrnehmungsgegenstand, dem Objekt der Wahrnehmung. Dies wird durch die Grammatik von Subjekt und Prädikat unterstützt und ausgedrückt. Du kannst darüber hinaus noch die aktive Weise wahrnehmen, in der Du auf ein Objekt Bezug nimmst oder die passive Seite, in der Dir etwas passiert, wo Du zuerst das Objekt, den oder das Verursachende wahrnimmst und es dann auf Dich beziehst.

In jedem Fall kannst Du eine innere Bewegung zwischen Ich und dem Objekt wahrnehmen. Die Wahrnehmung erfolgt weiterhin in einer zeitlichen Reihenfolge. Zuerst Objekt und dann Subjekt oder umgekehrt.

Diese Unterscheidung wird dann wichtig, wenn Du Wahrnehmungen im nicht-dualen Bereich machst. Dann sind nämlich Ich und Objekt nicht mehr zu trennen. Doch nun zum mehr bekannten Bereich der dualen Wahrnehmung.

 

Sinnesempfindungen

Empfinden im Körper

Du empfindest etwas im oder am Körper wie Hitze, Kälte, Schmerz, Stumpfheit, Glätte, Form, Substanz usw. Du kannst die Empfindungen grob oder fein den Organen und /oder Räumen des Körpers zuordnen oder nicht.

 

Beispiel: ich fühle einen Druck im Bauch.

Sehen

Du siehst etwas außen oder vor dem inneren Auge, vielleicht ein Bild oder eine Farbe oder ein Symbol.

 

Beispiel: Ich sehe die Buchstaben auf meinem Computerbildschirm.

Hören

Du hörst etwas innen oder außen. Eine Stimme, ein Geräusch. Viele Menschen nehmen Gedanken als Äußerungen einer inneren Stimme wahr.

 

Beispiel: Ich höre das Rauschen des Ventilators meines Computers.

Riechen

Du riechst etwas im Innern und im Außen.

 

Beispiel: Ich rieche den scharfen Geruch meines laufenden Computers.

Schmecken

Du schmeckst etwas. Hieran ist zwar das Riechen beteiligt, doch Du nimmst den Geschmack getrennt wahr.

 

Beispiel: Ich schmecke noch die Schale des Apfels, den ich gerade gegessen habe.

Tasten

Du ertastest, erfühlst etwas bei Dir, bei anderen oder bei äußeren oder inneren Dingen.

 

Beispiel: Ich taste die Buchstabenmulden meines Terminals.

Bewegen

Dies ist eine Kombination von Empfinden von Körperreaktionen auf die Bewegung und der Wahrnehmung des Außenkontaktes mit dem Tastsinn.

 

Beispiel: Ich bewege meine Computermaus.

 

Denken

Denken

Beim Denken kannst Du wahrnehmen, dass sich verschiedene Gedanken bilden und wieder auflösen. Wichtig ist nicht der Inhalt sondern, dass Du den oder die Gedanken gegenüber anderen Wahrnehmungen abgrenzen kannst.

 

Beispiel: Ich denke an Dich, liebe Leserin, lieber Leser.

Nachdenken

Beim Nachdenken kannst Du eine innere Bewegung spüren. Du denkst an etwas Bestimmtes.

 

Beispiel: Ich denke daran, wie ich diesen Leitfaden so gestalte, dass er hilfreich ist.

Erinnern

Beim Erinnern kannst Du eine Bewegung nach rückwärts spüren. Du möchtest in etwas eindringen. Davon zu unterscheiden ist, wenn Dir eine Erinnerung einfällt. Sie in den Bereich Deiner Aufmerksamkeit hinein fällt, plötzlich da ist, wo vorher so etwas nicht war.

 

Beispiel: Ich denke an eine Rückmeldung eines Lesers über diesen Leitfaden.

Einen Gedanken wahrnehmen

Du bist mit Deiner Aufmerksamkeit woanders. Nicht beim Denken. Zu irgendeinem Thema taucht ein Gedanke als eine Botschaft aus dem Bereich des Denkens auf.

 

Beispiel: Ich denke daran, ob ich meine Frau hören kann, die gleich von der Arbeit zurückkommt.

Eine Gedankenverbindung wahrnehmen

Du bist bei einem Gedanken und dieser führt zu weiteren Gedanken oder anderen Wahrnehmungen. Wenn Du den Gedankenverbindungen (Assoziationen) folgst, kannst Du auf diese Weise in eine andere Zeit, in andere Situationen und in andere Kontexte kommen. Oder Du kannst bei Deinem Focus bleiben und die weiteren Verzweigungsmöglichkeiten bewusst halten.

 

Beispiel: Ich denke daran, ob meine Frau etwas zu Essen eingekauft hat. Und ich entscheide mich, bei der weiteren Ausarbeitung dieses Leitfadens (meines Focus) zu bleiben.

 

Zeitkontexte

Vergangenheit

Du bist mit Deinen Gedanken oder Gefühlen in einer zurückliegenden Zeit, in einer zurückliegenden Situation, in einem ehemaligen Kontext. Es mag Dir so vorkommen, dass Du wirklich zu diesem damaligen Zeitpunkt zurückgehen kannst – in Deine Vergangenheit. Doch dies ist eine Täuschung. Die Vergangenheit besteht nur aus Deiner Erinnerung – und diese ist nur das Ergebnis aus einem Auswahlprozess, dessen, was Du damals bewusst oder unbewusst wahrgenommen hast. Und jetzt vollziehst Du einen weiteren Auswahlprozess, indem Du aus dem damals ausgewählten wiederum auswählst. Deine Erinnerungen an die Vergangenheit sind also durch zwei Auswahlprozesse bestimmt.

 

Beispiel: Ich erinnere mich daran, wie ich im Urlaub mit meinem jüngsten Sohn Monopoly spielte. Ich weiß auch noch, dass dies im Wohnzimmer des Ferienhauses geschah. Ich weiß noch, dass mein Sohn gewonnen hat und mir mehrmals half, dass ich gewinne. Doch ich weiß nicht mehr, ob wir mehrmals gespielt haben und wann das war.

Zukunft

Du bist immer mit dann mit Gedanken oder Gefühlen in der Zukunft, wenn Du Dir etwas vorstellst, was geschehen kann oder soll. Die zukünftigen Situationen, Kontexte, Ereignisse können genauer ausgearbeitet sein, wie z.B. Ziele oder Pläne. Oder sie können mehr Traumcharakter haben, wie Visionen oder Wünsche.

Beispiel: Ich denke an das Treffen mit meinem Freund übermorgen, und ich freue mich.

Gegenwart

Die Gegenwart ist das, was in Deiner Aufmerksamkeitsspannweite liegt. Das, was jetzt geschieht und was Du jetzt wahrnehmen kannst an inneren und äußeren Signalen. Die normale Gegenwart ist zeit- und raumgebunden. Sie ist Hier und Jetzt. (Damit die Gegenwart zum Sein wird, ist eine Änderung der Haltung erforderlich.)

 

Beispiel: Ich nehme gerade eine Verspannung im Nacken wahr und entscheide mich, jetzt eine Pause zu machen.

 

Reaktionen auf Wahrnehmungen

Fühlen

Die Bezeichnung „Fühlen“ wird in der Alltagswahrnehmung sowohl für das Wahrnehmen von Empfindungen wie für das Wahrnehmen von Gefühlen verwendet. Wenn wir Prozesse beschreiben, empfehle ich, das Fühlen für die Beschreibung der Wahrnehmung von Gefühlen und Emotionen zu benutzen.

Du fühlst ein Gefühl in einer bestimmten Region Deines Körpers. Im Gegensatz zu einer Empfindung, die immer klar abgrenzbar und direkt auf den Körper bezogen ist, ist ein Gefühl eine regionale Erregungsqualität.

 

Beispiele: Wut kann ich im Bauch und in den Muskeln der Arme fühlen. Angst kann z.B. meinen  Rumpf starr machen, Furcht erkenne ich oft daran, dass sich meine Nackenhaare aufrichten.

Gefühle wahrnehmen

Das Entstehen und Vorhandensein von Gefühlen hat seine Wirkung unabhängig vom mentalen Erkennen und Benennen.

Erst wenn die Gefühle mental prozessiert werden, werden sie bewusst. Dies geschieht durch Rückbesinnung auf die Erregung im Körper. Das Gefühl ist mit einem weiteren Sinnesorgan zu vergleichen. Es gibt Dir Information darüber, welches Verhältnis Du gerade zu Deiner Umwelt einnimmst.

 

Beispiel: Ich  spüre plötzlich einen Kloß im Hals. Der ist gewöhnlich nicht da. Wenn ich die Aufmerksamkeit auf den „Kloß“ lenke, dann spüre ich, wie eine Spannung in mir hoch steigt und wenn ich weiter dabei bleibe, dann nehme ich einen Impuls wahr, dass sich die Hände zu Fäusten ballen wollen. Diese Wahrnehmungsgestalt kenne ich aus früheren Situationen und benenne sie mit Wut. Ich habe ein Gefühl lokalisiert.

Mit Gefühlen umgehen

Wenn Dir ein Gefühl bewusst wurde, dann kannst Du es näher erkunden, aus den Erkundungen Rückschlüsse ziehen und entsprechend den Rückschlüssen handeln. Deshalb ist der Umgang mit Gefühlen von dem Gesteuert werden durch Gefühle zu unterscheiden.

 

Beispiel: Ich weiß, dass Wut auftaucht, wenn sich mir etwas entgegen stellt, dass ich brauche oder haben will. Und ich weiß, dass besonders bei Wut Vorsicht angebracht ist, denn Wut kann leicht auch ein anderes Gefühl verbergen. Also frage ich mich, warum ich wütend bin. Oft ist der Grund aus den vorhergehenden Situationen offensichtlich. Wenn nicht, dann frage ich mich, ob Wut ein anderes Gefühl verdeckt. Oft ist dies bei mir die Trauer. Wie ein kleines Kind will ich dann einen Verlust nicht wahr haben und bin wütend. Je nach Ergebnis der Erkundung komme ich zu anderen Handlungen.

Emotionen wahrnehmen

Gefühle sind der Teil der Emotionen, die im Hier und Jetzt wahrgenommen werden. Sie sind die Quintessenz aus der Lerngeschichte in der Verarbeitung aller vorherigen Gefühle der gleichen Art. Beim aktuellen Gefühl werden die Verursachungen in der gegenwärtigen Situation oder im gegenwärtigen Kontext stets auf der Folie der bisherigen Gefühlsverarbeitung bewertet und umgesetzt.

 

Beispiel: Ich bin traurig, dass ich bei diesem Projekt nicht einbezogen wurde. Dieser Verlust der Einbeziehung ist jedoch nicht nur der aktuelle Verlust, sondern er erinnert auch an andere Verluste bis zurück zur Traurigkeit, weil ich als Kind beim Fußballspielen auf der Straße nicht mit in die Mannschaft gewählt wurde.

Mit Emotionen umgehen

Auch Emotionen können erkundet werden. Durch die Frage: Woher kenne ich das? prozessierst Du Deine Gefühle und auch dies ist ein unterscheidbarer Wahrnehmungsbereich.

 

Beispiel: Mir wird bewusst, dass ich auf fehlenden Einbezug mit Trauer reagiert habe und auch heute noch reagiere. Der Informationswert aus den Emotionen heißt: Zugehörigkeit ist mir wichtig. Vielleicht viel wichtiger, als ich mir zugestehe.

Bewerten

Du nimmst etwas wahr und bewertest dies als gut oder schlecht (oder mit anderen Kategorien auf der gut-schlecht Skala). Damit verbindest Du die Wahrnehmung einer Situation, einer Person oder Gruppe oder eines Kontextes mit einer Gefühlsqualität. Diese Gefühlsqualität ist eine Gefühlshaltung zu einem bestimmten Objekt. Die Verbindung Gefühlshaltung und Objekt ist ein Wert. Irgendwann einmal in der Kindheit hast Du diese Bewertung, d.h. die Wertzuschreibung, das erste Mal vollzogen. Später setzt Du diesen Vorgang fort, indem Du ähnliche Situationen, Kontexte oder Personen (wie früher) bewertest. Dabei bist Du konservativ und stereotyp. Neue Bewertungen erfolgen recht selten, Umbewertungen noch seltener. Für die Erkundung ist wichtig, diese Wertzuschreibung wahrzunehmen, und nicht, diese Wertzuschreibung erneut zu beurteilen.

 

Beispiel: Ich sehe ein Kind in der Straßenbahn, das „süß“ aussieht.

Beurteilen / Verurteilen

Hierbei richtest Du die Aufmerksamkeit auf jemanden - oft auf Dich selber - und äußerst, im Innern oder nach Außen, einen bewertenden oder abwertenden Kommentar. Der innere Kommentator macht den Unterschied zwischen dem Bewerten und dem Beurteilen oder Verurteilen aus.

Das Beurteilen und Verurteilen hast Du als Kind erlebt und nach innen genommen. Damit distanzierst Du Dich und kannst das Beurteilte oder Verurteilte nicht so sein lassen, wie es ist. Auch hier wird bei der Erkundung der Vorgang der Beurteilung oder Verurteilung als solcher wahrgenommen.

 

Beispiel: ich nehme ein Völlegefühl (also eine Empfindung eines übervollen Bauches) wahr und sage mir: „da hast Du schon wieder zuviel gegessen“.

 

 

 

Bedürfnisse

Brauchen

Du spürst einen Mangel und einen Impuls, diesem Mangel abzuhelfen.

 

Beispiel: Ich spüre eine Leere in der Bauchgegend und habe den Impuls, nach etwas essbarem zu suchen.

Müssen

Du spürst einen Druck, einen Zwang, etwas zu tun, um den Druck abzubauen oder zu lösen. Der Beweggrund (Motivation) kommt aus dem Körper oder aus dem Ego heraus.

 

Beispiel: Ich muss mal und schaue mich um, wo das nächste Klo ist.

 

 

Willen

Wollen

Der Einsatz des Willens ist von Zwangshandlungen, von einem „Müssen“ einerseits und der Seinsqualität des Willens zu unterscheiden.

Zum personalen Willen gehört: Du weißt um die Alternativen zwischen etwas tun, etwas nicht zu tun oder etwas anderes zu tun. Wenn Du Dich entscheidest, eine Alternative zu wählen und dann die Alternative umsetzt, bist Du beim Willen. Der Wille braucht eine Entscheidung und einen Impuls.

Wenn Du den Willen einsetzt, kannst Du die Handlung leicht, ohne Druck, mit innerer Klarheit in Gang setzen. Nach Einsatz des Willens stellt sich die Seinsqualität der Freude ein.

 

Beispiel: Meine Aufmerksamkeit wandert von diesem Text ab. Ich würde gerne einen Spaziergang machen. Doch ich entscheide mich, noch weiter am Text zu arbeiten. Und arbeite weiter.

 

 

Handlungen

Handlungsimpulse

Du spürst eine innere Bewegung zu einer Handlung. Du kannst dem Impuls folgen oder auch nicht.

 

Beispiel: Ich habe den Impuls aufzustehen und bleibe sitzen.

 

 

Feine Wahrnehmung

In diesem Bereich nimmt die Wahrnehmung eine deutlich andere Qualität an. Deshalb die Kennzeichnung als „feine“ Wahrnehmung. Du spürst eher, nimmst eine Atmosphäre wahr, ahnst etwas. Die Phänomene sind zwar deutlich wahrzunehmen, jedoch weniger klar voneinander abzugrenzen und oft schwer beschreibbar. Eine gegenseitige Übereinkunft über das Wahrgenommene fällt schwerer.

Die feinen Wahrnehmungen ähneln den Qualitäten im Bereich des Seins. Und auch das Fehlen von deutlichen Begriffen ist ein Kennzeichen dieses Übergangsbereiches.

Spüren

Während die Phänomene in der groben Wahrnehmung sich deutlich vor einem Hintergrund abheben, sind beim Spüren Vorder- und Hintergrund eins. Du nimmst eine ganzheitliche Qualität wahr. Oft kannst Du das Wahrgenommene nicht als Faktum beschreiben. Du spürst z.B. dass in dieser Situation etwas nicht stimmt. Du spürst, dass hier noch etwas mitschwingt.

 

Beispiel: Ich höre einen Bericht und spüre, dass etwas nicht stimmt. Ich brauche mehr Informationen, irgendetwas passt nicht zueinander.

Intuieren

Du erhältst eine Eingebung. Diese ist plötzlich als Gestalt da, sie wird weder erschlossen, noch ist sie Ergebnis einer kognitiven Schlussfolgerung.

 

Beispiel: Ich habe die Intuition, dass in der geschilderten Situation ein wichtiger Beteiligter nicht genannt wird.

 

 

Bewusstseinsnahes Unbewusstes

Träumen

Du merkst, wie sich, etwa beim Einschlafen oder nach langer Autobahnfahrt, andere Situationen oder Kontextes in deinem Bewusstsein einstellen. Du kannst dies bemerken, ohne diesen Prozess steuern zu können.

 

Beispiel: Während ich meditiere, befinde ich mich plötzlich in einer Urlaubssituation.

Wachträumen, luzides Träumen

Dir ist bewusst, dass Du träumst und kannst Einfluss auf die Gestalt und den Verlauf des Träumens nehmen.

 

Beispiel: Ich bin im Traum wieder in Findhorn, reise ab und krieg mein Gepäck nicht zusammen. Mir wird bewusst, dass dies ein immer wiederkehrender (Alb)Traum ist und entscheide mich, das Gepäck dort zu lassen und abzureisen.

Doppelsignale

Du erlebst Freudsche Versprecher, vollführst der Situation unangemessene Körperbewegungen, Übersprungshandlungen. Auch die Doppelsignale werden bei der Erkundung nur wahrgenommen, nicht jedoch prozessiert.

 

Beispiel: ich sitze in Meditationshaltung und spüre den Impuls, die Hand zur Faust zu ballen.

Einschlafen

Du spürst, wie Du einschläfst, wie Dein Bewusstsein unklar wird, wie Du Dein Wachbewusstsein verlierst. Wenn Du schläfst, hast Du keinen Kontakt zu Deinem Bewusstsein.

 

Beispiel: ich bin in einem Erkundungsprozess und nehme plötzlich wahr, wie ich in einem anderen Kontext bin. Die Lücke im Bewusstseinsstrom zeigt mir, dass ich eingeschlafen bin.

 

 


Nicht-Duale Wahrnehmungen

Dies ist der Zustand des Seins. Hier bist Du und das Objekt der Wahrnehmung eins, nicht getrennt. Und Du hast für eine solche Trennung kein Verlangen. Du kannst zwar einen Gedanken denken, dass Du die Dualität kennst, doch sie ist Dir im Seinszustand nicht wichtig. Wenn es Dir wichtig wäre, hättest Du schon die Nicht-Dualität verlassen. Alle Seinszustände sind nicht-dual. Die Nichtdualität ist ein Kennzeichen von Seinszuständen.

Seinswahrnehmungen sind mit unserer Sprache kaum zu beschreiben. Etwas weiter helfen die künstlerischen Ausdrucksformen der Poesie, Analogien, Metaphern usw.

 

Subtile Wahrnehmung

Wenn Du subtil wahrnimmst, ist es oft so, als ob diese Wahrnehmungen auf einer anderen, viel feineren Ebene stattfinden. Als ob dieser Bereich von ganz feiner durchsichtiger Watte umgeben ist. Du brauchst zu Anfang Konzentration, um bei dieser Wahrnehmung zu bleiben. Und Du kannst jederzeit mit Deinem Willen in die groben Wahrnehmungsbereiche zurückkehren.

Ich verzichte hier auf Beispiele, denn sie machen aus dem Seinszustand heraus keinen Sinn. Entweder kannst Du Erfahrungen im Sein erinnern, dann sagen Dir die unten aufgeführten Unterscheidungen etwas, oder Du kannst Dich nicht erinnern, dann schwingen die unten aufgeführten Beschreibungen nicht mit.

Dann haben die folgenden Beschreibungen die Funktion eines Wissens ohne Erfahrung, so wie vieles Schulwissens. Du kannst diese Beschreibungen als Reisebeschreibung aus fernen Ländern voller Interesse lesen. Wenn Du dann in diese fernen Länder reist, wirst Du manches von dem Beschriebenen wieder erkennen. 

 

Sein

Du bist „einfach“. Du brauchst nichts zu tun. Und so, wie Du bist, fühlt es sich richtig und vollkommen an. All die Wahrnehmungen aus den anderen Bereichen sind entfernt und nicht so wichtig. Die Gefühle, Bedürfnisse und Impulse aus dem dualen Bereich kannst Du zwar wahrnehmen, sie sind jedoch gedämpft, wie in Watte gepackt.

Gegenwärtigkeit – Präsenz

Das Sein kann über die Gegenwärtigkeit, die Präsenz von innen und von außen wahrgenommen werden. Die Präsenz füllt den Raum, während die Sinne Informationen aus dem Raum aufnehmen. Eine Analogie: In die Fülle der Präsenz gehen die Informationen der Sinne als Singularitäten ein, doch Präsenz ist mehr, Präsenz füllt alle Zwischenräume zwischen den Singularitäten aus. Poetisch: die Präsenz ist wie der Duft einer Rose, der den Raum durchzieht.

 

 

Seinsqualitäten

Das Sein kann unterschiedliche Qualitäten enthalten, so wie Einfärbungen. Diese Qualitäten können konstant sein oder sich ändern. Während die Person Gefühle zur Rückmeldung und Orientierung nutzen kann, entsprechen beim Sein Seinsqualitäten dieser Orientierungsfunktion. Seinsqualitäten fühlen sich eher wie Haltungen an. Diese Qualitäten entstehen ohne Steuerung durch das bewusste Ich aufgrund situativer Anforderung.

 

         Freude

            Die Freude kommt aus dem Inneren, strömt heraus, wie ein Quell.

         Stille

            Die Stille ist eine innere Stille. Es ist ruhig in Dir. Nichts braucht zu passieren.                Poetisch: wie die Oberfläche eines stillen Bergsees.

         Leere

Die Leere ist in Dir und um Dich herum. Sie kann als ein Raum wahrgenommen werden, der seine Substanz und seine Form ändern kann. Der Raum kann von unterschiedlicher Gestalt, Dichte, Konsistenz, Temperatur und Farbe sein.

         Kraft

Die Kraft fühlt sich an wie Kräftigkeit, ungebundene Kraft, wie eine Eigenschaft, die einfach ist und in ihrer Unbestimmtheit für alle Herausforderungen ausreicht. Poetisch: Du spürst Dich wie die Spitze eines Berges, der bis zur Mitte der Erde hinab reicht.

         Identität

Sein selber wird als So-Sein wahrgenommen und ist schon Identität. Im Sein gibt es die Trennung von Ich und Objekt nicht. Dennoch lässt sich auch in dieser Identität noch ein Punkt unterscheiden. Von diesem Punkt aus wird wahrgenommen.

         Wille

Der Wille auf der Seinsebene kann wie der universale Wille wahrgenommen werden. „Dein Wille geschehe“. Die Handlungsorientierung erfolgt so, wie sie – ohne Ego - erfolgen soll. Religiös: Es ist recht so, wie´s geschieht.

         Liebe

Liebe wird als Öffnung des Herzens erfahren und von einem Strömen begleitetet. Wenn ein Gefühl dabei wäre, wäre es Wohlwollen und Entzücken.

         Verschmelzende Liebe

            Dies ist die Süße der Verbindung, des Eins-werdens.

         Klarheit

Die Klarheit ist da, alles liegt offen und verständlich vor mir, so, wie ein frischer Morgen nach einer durchregneten Nacht. Alles ist in einer frischen Deutlichkeit wahrzunehmen.

         Führung

Die Seinsführung ist die Qualität, die den Seinsprozessen und den Egoprozessen Sinn gibt. Dir wird offenbart, wozu du was machst. Und dann kannst Du dieser Führung folgen oder es sein lassen.

 

 


Duale und Nicht-Duale Orientierung

Die folgenden Bewusstseinsqualitäten sind zwar je nach dualer oder nicht-dualer Wahrnehmung unterschiedlich ausgeprägt, haben jedoch die gleiche Funktion der Orientierung.

 

Hier und Jetzt - Gegenwärtigkeit

Hier und Jetzt

Das Hier und jetzt ist der Bereich Deiner Bewusstseinsspannweite, der Bereich, den Du jeweils im Bewusstsein halten kannst. Die Weite erstreckt sich räumlich, oft bis an die Grenzen der Sinneswahrnehmungen, und -zeitlich. Die Stärke Deines Bewusstseins ist abhängig von Deiner körperlichen Verfassung, Deinem psychischen und spirituellen Entwicklungsstand, Deiner Motivation, des Trainings usw. Wenn eine weitere Qualität hinzukommt, ist dies der Bereich Deiner Präsenz.

Focus

Der Focus ist Deine Intentionalität, das was Du in diesem Augenblick willst, wünscht, hoffst, erwartest, fürchtest usw.

Seins-Identität

Dies ist der Focus auf der Seinsebene. Du nimmst von einem Punkt aus wahr, was geschieht.

 

 

Der Fluss

Veränderung

Du merkst von Deinem Focus aus oder vom Wahrnehmungpunkt der Seinsidentität aus, dass sich etwas verändert, dass sich der Wahrnehmungskanal, ein Inhalt, eine Situation oder ein Kontext ändert. Diese Veränderung kannst Du nur wahrnehmen, wenn Du mit einer weichen Wahrnehmung Veränderungen geschehen lassen kannst und nicht mit einer harten Wahrnehmung an etwas Bestimmtem anhaftest.

Fließen

Während Du bei der Wahrnehmung von Veränderungen diese noch von einer Position aus wahrnimmst, löst sich beim Fließen auch die Position auf. So, wie Du beim Tanz mit dem Tanz verschmelzen kannst, der Tanz bist, der fließt.

 

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© Dr. Volker Buddrus